10.03.2024

Traumasensibel

Traumasensible Beratung

Bevor ich vor 2 Jahren meine Ausbildung zum transaktionsanalytischen Berater begonnen habe, bin ich in meinem beruflichen, familiären und privaten Umfeld
immer wieder mal mit dem Begriff „Trauma“ konfrontiert worden. Die mir seit längerem geläufige Kurzübersetzung „seelische Wunde“ führte instinktiv und unterbewusst zu einer Stigmatisierung dieser Menschen. Je nach Art des Kontakts habe ich die betroffenen Personen versucht zu „retten“, meist jedoch habe ich sie, soweit es ging, gemieden. Ich war nicht in der Lage, ihr Verhalten, ihren Schmerz und die Bedeutung des Erlebten auf ihren Alltag zu verorten und ihnen mit Verständnis – aus einer OK-Position heraus – zu begegnen. Stattdessen erfolgte in meinem Kopf eine Kategorisierung: „Opfer“, „Darsteller*in“ oder „Dramaqueen“.

Mit dem Beginn meiner transaktionsanalytischen Ausbildung und der Aufnahme meiner auf dieser Theorie basierenden Beratungen wandelte sich meine Sicht Schritt für Schritt. Meiner persönlichen Wahrnehmung nach trägt jeder erwachsene Mensch Erfahrungen und/oder Erlebnisse in sich, die einen traumatischen Charakter haben und in der Lage sind, Traumareaktionen hervorzurufen. In meiner bisherigen beratenden Praxis zeigen sich diese insbesondere im Beziehungskontext. Der Mensch, der einem am nächsten steht, ist in der Regel auch der, der einen am ehesten so triggern kann - und wird -, dass (re)traumatisierende Prozesse aktiviert werden. Dies liegt vor allem daran, dass wir bei der Partner*innenwahl auf die uns aus unseren bisherigen Beziehungserfahrungen bekannten Verhaltensweisen, Gefühlen und Reaktionen bei unserer/unseres Zukünftigen zurückgreifen.

Ich habe in den letzten sechs Monaten die DGTA-zertifizierte Fortbildung zur traumasensiblen Beratung abgeschlossen. Die kleine, feine Ausbildungsgruppe bot über das Lernen der theoretischen Grundlagen und Mechanismen sowie dem traumasensiblen Umgang mit diesen Themen hinaus die Möglichkeit (und wie ich finde Notwendigkeit!) für Eigenarbeit – dem Auseinandersetzen mit meinen eigenen traumatischen Erfahrungen.

Ich gehe glücklich und gestärkt aus dieser Fortbildung, die meinen Wahrnehmungshorizont wie ein Verstärker erweitert hat. Ich bin in der Lage, Klient*innen mit Traumahintergrund die Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Hilfe zu bieten, die individuell erforderlich ist. Auch der Betrachtung und (Nicht!-)Bewertung meines weiteren beruflichen und privaten Umfelds sehe ich gefestigt und sicher entgegen. Menschen, die im Alltag, in der Beziehung, im Beruf auf – scheinbar – alltägliche Situationen anders als normal, also wie von der Allgemeinheit erwartet, reagieren, irritieren mich nicht mehr, ich trete ihnen ohne Angst und vorurteilsfrei gegenüber.

Ich danke Peter Bremicker – www.histap.de – der diese Ausbildung entwickelt und geleitet hat, sowie meinen Mitschülerinnen für die intensive und vertrauensvolle Zeit.